Ming-Dynastie in China

Ming-Dynastie in China
Ming-Dynastie in China
 
Durch fortgesetzte Aufstände in der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Lage in China zunehmend unruhiger geworden. Einem aus ärmsten Verhältnissen stammenden Mönch mit demagogischer Begabung und herausragenden Führungsfähigkeiten gelang es schließlich, an der Spitze einer Bewegung von Aufständischen Nanking zu erobern, 1368 mit seiner Armee die Mongolen aus Peking und im Laufe weniger Jahre aus ganz China zu vertreiben. Kaiser Taizu, so sein postumer Name, war Begründer und erster Kaiser der Ming-Dynastie (1368-1644).
 
Grausamkeit, Misstrauen und Rachsucht waren Merkmale dieses Herrschers. Reorganisation der Verwaltung des Landes, Instandsetzung der Bewässerungsanlagen, Wiederaufbau der Verteidigung und schonungslose Unterdrückung von Geheimgesellschaften und anderen subversiven Gruppierungen kennzeichneten die 30-jährige Herrschaft des Despoten. Selbst aus der bäuerlichen Bevölkerung stammend, richtete er ein besonderes Augenmerk auf die Agrarwirtschaft. Die Einführung des Reisanbaus in Terrassen und des Fruchtwechsels anstelle der Brachwirtschaft führte zu einer Steigerung der Ernteerträge. Dies hatte ein beträchtliches Wachstum der Bevölkerung zur Folge. Von 60 Millionen am Beginn der Dynastie wuchs sie auf 200 Millionen bei ihrem Untergang 300 Jahre später.
 
Die Rückkehr zur chinesischen Tradition, die Entfernung von Nichtchinesen aus den Staatsämtern, die Einteilung des Reiches in 16 Provinzen und das Verbot fremder Religionsgemeinschaften kennzeichneten die innere Entwicklung am Beginn der Dynastie, die im Verlaufe ihrer fast 300-jährigen Geschichte die unterschiedlichsten Herrscherpersönlichkeiten aufwies. Charakteristisch für den kaiserlichen Hof der Ming war der oft schlechte Einfluss der Eunuchen, die sich bereicherten und im Falle schwacher oder minderjähriger Herrscher ihre eigensüchtigen Interessen verfolgten. Gegen Ende der Dynastie gehörten zum kaiserlichen Haushalt zeitweilig 70000 Eunuchen.
 
Anfang des 15. Jahrhunderts wurde Peking, die zerstörte einstige Residenz der chinesischen Kaiser mongolischer Herkunft, wieder Hauptstadt und in großem Stil wieder aufgebaut. So ist sie in ihrem Kern bis heute erhalten. Auch die Große Mauer im Norden wurde gegen immer wieder andrängende Mongolen und Dschurdschen restauriert und bekam damals ihre heutige Gestalt. Nach außen unterhielt China zeitweilig intensive Beziehungen. Der dritte Ming-Kaiser (Cheng Tsu) schickte 1405 einen ersten Verband von 62 Schiffen nach Westen. Mit wertvollen Geschenken an Bord besuchten sie Java, Sumatra, Ceylon, Indien, Arabien und die afrikanische Küste. Bis 1431 gingen insgesamt sieben Expeditionen in See. Das für die Ming-Zeit charakteristische blau-weiße Porzellan gelangte vor allem auf diesem Wege ins Ausland. Aus noch nicht bekannten Gründen wurden die Expeditionen eingestellt.
 
Anfang des 16. Jahrhunderts erreichten die Portugiesen auf dem Seewege China. Da sie gewaltsam versuchten, die Chinesen zum Christentum zu bekehren, wurden die Kontakte bald problematisch. Die Regierung in Peking verbot portugiesischen Schiffen das Anlaufen chinesischer Häfen. Um 1600 kamen die Spanier und bald danach die Holländer nach China und erhielten die Erlaubnis zum Handel. Mit dem italienischen Jesuitenpater Matteo Ricci begann Anfang des 17. Jahrhunderts eine Phase der christlichen Missionstätigkeit, die von Toleranz und wechselseitigem Respekt gekennzeichnet war. Die Neugestaltung des chinesischen Kalenders und die Vermittlung westlicher astronomischer Kenntnisse war das Verdienst dieser frühen Jesuitenmission.
 
Nach 1620 begann die Dynastie rasch unter zugehen. In den Provinzen tobten Aufstände. Als die Mandschus aus dem Norden zur Eroberung ansetzten, war der Zusammenbruch des Reiches nicht mehr aufzuhalten. Anders als alle früheren Dynastien hatte die Ming Dynastie für das heutige China prägende Bedeutung: Provinzeinteilung, Grundlagen der Agrarordnung, Nationalbewusstsein und ein gewisser Anspruch auf Führung in Asien sind einige Merkmale, die sich damals herausgebildet haben und bis heute weiterwirken.

Universal-Lexikon. 2012.

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